REMOTE POWERING FÜR IHRE ANWENDUNG
Netzwerke in Unternehmen wachsen immer weiter, werden vielseitiger und komplexer. Und umso mehr Netzwerkgeräte hinzugefügt werden, desto mehr muss die Verkabelungsinfrastruktur auf dieses Wachstum ausgelegt sein. Dabei wird „Remote Powering“, die Option der Fernversorgung der Endgeräte, immer attraktiver, denn damit können netzwerkfähige Geräte über ein einziges Ethernet-Kabel mit Strom und Datendiensten versorgt werden. Bei der Wahl der Komponenten stellt sich die Frage nach dem richtigen Standard: Zur Auswahl stehen Power over Ethernet (PoE), Power over HDBaseT (POH) und zukünftig auch Power over Dataline (PoDL). Die Entscheidung hängt dabei unter anderem vom Anwendungsbereich ab.
Wir stellen Ihnen im Folgenden die drei Standards vor und zeigen Vorteile und Unterschiede auf. Anwendungsbeispiele für Smart Home, Medientechnik und Industrial Automation verdeutlichen, worauf es ankommt und welche Produktauswahl für Sie von Vorteil ist.
DIE VORTEILE VON REMOTE POWERING
- Weniger Anschlusskabel für Powered Devices
- Geringere Kosten für elektrische Anschlüsse
- GREEN IT: Nur so viel Strom wie nötig
DIE TECHNOLOGIEN
1. Power over Ethernet (PoE)
Mit Power over Ethernet (PoE) lassen sich netzwerkfähige Geräte über ein einziges Kabel gleichzeitig mit Strom UND Datendiensten versorgen. Ein eigenes Netzteil wird nicht benötigt, denn die Energieversorgung erfolgt ausschließlich über die RJ45 Schnittstelle. Die maximal definierte Übertragungsstrecke liegt bei 100m.
Seit der Verabschiedung des ersten Standards im Jahr 2003 hat sich PoE rasant weiterentwickelt. Mit dem neuesten Standard 4 Pair Power over Ethernet (4PPoE) aus dem Jahr 2018 sind bis zu 90W Leistung möglich. Dadurch wird PoE auch für Endgeräte wie Notebooks, Fernseher oder Rechner interessant. Bei der Integration von 4PPoE (4 Pair PoE) gilt es Einiges zu beachten. Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag 4PPoE richtig integrieren.
2. Power over HDBaseT (POH)
Power over HDBaseT (POH) ist Teil der HDBaseT™ Technology, die fünf verschiedene Funktionen über ein Netzwerkkabel ermöglicht. Das sogenannte 5Play™ bedeutet, es können gleichzeitig Video, Audio, Ethernet, Steuersignalen und Power übertragen werden. Die Audio- und Videodaten lassen sich unkomprimiert in Full HD (2K) oder Ultra HD (4K) Auflösung übermitteln.
POH basiert als Standard auf dem PoE, was auch erklärt, weshalb sich beide Standards einen Großteil der verwendeten Komponenten teilen. Wie bei 4PPoE werden zur Leistungsübertragung alle 4 Adernpaare des Kupferkabels genutzt. Die maximal definierte Strecke liegt auch hier bei 100m.
3. Power over Dataline (PoDL)
Power over Dataline (PoDL) ist der Standard zur Stromversorgung über das Single Pair Ethernet (SPE). Bei der SPE-Technologie kommt – wie der Name schon sagt - nur ein Adernpaar zum Einsatz, was sowohl Platz als auch Gewicht spart und eine deutliche höhere Packungsdichte erlaubt. Trotz dieser Reduzierung ist eine Stromversorgung mit bis zu 60W möglich und es lassen sich zudem längere Übertragungsstrecken von bis zu 1.000m bei Übertragungsraten von 10 Mbit/s realisieren.
DIE ANWENDUNG
1. SMART HOME
In einem Smart Home kommunizieren die unterschiedlichsten Geräte miteinander. Beleuchtung, Jalousien, Musikanlage oder Zugangssysteme – sogar Kaffee- und Waschmaschine sind bei Bedarf miteinander vernetzt und lassen sich zentral steuern. Darüber hinaus erkennen Sensoren Umweltreize und leiten die Information an andere Geräte weiter. Wenn dann z.B. ein Sensor registriert, dass die Fenster geöffnet sind, wird daraufhin automatisch die Heizung heruntergeregelt.
Damit ein Zuhause wirklich „smart“ wird und diese Kommunikation funktioniert, steigt nicht nur die Anzahl der Geräte (z.B. Sensoren), sondern auch die Menge an netzwerkfähigen Geräten, die bisher „kommunikationslos“ waren und nur manuell bedient werden konnten. Um alle mit Energie und Daten zu versorgen, stellt Power over Ethernet (PoE) eine praktische und kostengünstige Lösung dar, denn die Energieverbraucher (Powered Devices) müssen lediglich mit einem einzigen Anschlusskabel verbunden werden. Dadurch lässt sich die gesamte Verkabelung im gesamten Haus deutlich reduzieren, denn es sind weniger elektrische Anschlüsse notwendig. Das spart Kosten.
Durch den neuesten Standard 4 Pair Power over Ethernet (4PPoE) mit einer Leistung von bis zu 90W lassen sich sogar energieintensive Powered Devices wie Smart-TVs und Rechner einbinden.
Lesen Sie hierzu auch unsere Beiträge KNX Installation & Smart Home und 4PPoE richtig integrieren.
Netzwerktechnik für Ihr Smart Home
2. MEDIENTECHNIK
Extrem große Bildschirme mit Medieninhalten begegnen uns immer häufiger in Hotels, Supermärkten, Shopping Malls oder an Flughäfen. Für die Verkabelung ist hier die Herausforderung, hochauflösende Multimedia-Signale über weite Strecken hinweg zu übertragen. HDMI Kabel stoßen hier schnell an ihre Grenzen.
Eine Lösung dafür ist Power over HDBaseT (POH) bzw. die HDBaseT™ Technology. Zwei HDBaseT Extender erweitern das 4K-Video Signal um bis zu 100m indem beide Geräte über ein Ethernet Kabel verbunden werden. Dabei benötigt nur eines der Geräte ein Netzteil. Das Partnergerät wird über POH mit Strom versorgt. Danach lässt sich dann der Ausgabebildschirm mit einem HDMI Kabel anschließen.
Lesen Sie hierzu auch unsere Beiträge HDMI 2.1 - Der neueste HDMI-Standard und Ultra HD Signage-Lösungen.
Netzwerktechnik für Ihre POH Installation
3. INDUSTRIAL AUTOMATION
Die industrielle Netzwerktechnik verlangt vor allem Zuverlässigkeit und eine hohe elektrische Störfestigkeit. Die Geräte müssen den verschiedenen Umwelteinflüssen wie Staub, Temperaturschwankungen und Vibrationen sicher standhalten. Dasselbe gilt für die Stromversorgung.
Der Einsatz von Remote Powering bietet in der industriellen Netzwerktechnik den Vorteil, auf die bereits bestehende Netzwerkinfrastruktur aufbauen zu können. Powered Devices werden über die vorhandene Verkabelung bzw. IT-Infrastruktur mit Strom versorgt. Neben den klassischen Geräten (Telefonanlagen, Wireless AP etc.) kommen hier zahlreiche neue netzwerkfähige Komponenten hinzu, wie z.B. Sensoren, IP-Kameras oder Zugangssysteme. Das industrielle Remote Powering lässt sich in diesem Fall erfreulich unkompliziert hochskalieren. Es werden keine zusätzlichen elektrischen Anschlüsse und Verkabelungen benötigt. Das spart nicht nur Kosten sondern auch Platz, was in den häufig beengten Umgebungen entscheidend sein kann.
Lesen Sie hierzu auch unsere Beiträge HDMI 2.1 - Der neueste HDMI-Standard und Ultra HD Signage-Lösungen.
Netzwerktechnik für Industrial Automation Installationen